Massage und Schmerz
Schmerzen sind ein Phänomen, welches in den unterschiedlichsten Ausprägungen einsetzt. Dabei haben Schmerzen viele Gesichter und zeigen sich oft in Situationen, in denen wir sie nicht erwarten. Um den Schmerzen bekämpfen zu können, braucht es daraufhin verschiedene Maßnahmen, denn Schmerzmittel sind nicht die gewinnbringendste Lösung. Häufig unterschätzt und doch wirksam können hingegen Massagen bei Schmerzen sein. Dazu braucht es allerdings gewisse Voraussetzungen, die Du berücksichtigen musst. Wie das gelingt, welche Massage bei Schmerzen sinnvoll ist und woher Schmerzen eigentlich kommen, das berichten wir Dir im folgenden Ratgeber.
Wie definiere ich Schmerzen?
Einer Definition folgend beschreibt Schmerz eine Sinneswahrnehmung auf komplexer Ebene, die verschiedene Qualitäten haben kann und für gewöhnlich Dysbalancen des Wohlgefühls mit sich bringt. Während ihrer chronischen Verlaufsform entsteht daraus ein autonomes Krankheitsbild, während der Schmerz ebenfalls als Gefühl wahrgenommen wird, das aufgrund von psychischen Problemen auftreten, sich verschlimmern oder sogar nur in der Fantasie (irreal) existieren könnte, sodass es hier auch um eine subjektive Emotion geht.
Was ist Schmerz?
Außerhalb einer fachlichen Definition ist Schmerz das, was uns wehtut. Ganz simpel betrachtet lässt sich deswegen jedes körperliche, seelische, mentale, organische oder ganzheitliche Unwohlsein als Schmerz deuten. Schmerz kann hierbei verschiedene Auswirkungen haben und sich in unterschiedlichen Arten zeigen. Darunter stechend, pochend, pulsierend, wandernder Schmerz, Druckgefühl, Enge, der obligatorische Stein auf dem Herzen…, denn auch hier wird wieder deutlich, dass Schmerzen von jedem anders empfunden und gedeutet werden.
Warum empfinden wir Schmerzen?
Das Schmerzempfinden ist zugleich eine Schutzfunktion des Körpers, denn sie zeigt uns, dass mit unserem Organismus irgendetwas nicht stimmt, ermahnt uns, einen Arzt aufzusuchen oder ungesunde Lebensgewohnten umzustellen. Die Fähigkeit, Schmerzen zu fühlen, ist ein Grundreflex, den jedes Lebewesen bereits seit Geburt kennt. Die Hemmschwelle lässt sich allerdings variabel beschreiben, denn es gibt Personen, die ein hohes Schmerzempfinden haben und bereits bei einem geringen Schmerzreiz erhebliche Einschränkungen in ihrem Alltag sowie dem Wohlgefühl verspüren, während andere Personen selbst bei starken Schmerzen noch in der Lage sind, ihren gewohnten Tätigkeiten nachzugehen und keinerlei Äußerungen über ihr tatsächliches Empfinden zu treffen.
Wie verläuft die Schmerzreaktion?
Schmerz ist das Resultat einer Reaktionskette. So erkennen die Haut- und Geweberezeptoren (Schadensrezeptoren/Nozirezeptoren) sämtliche Dysbalancen über chemische, mechanische oder thermische Reizungen. Davon ausgehend werden gewisse Impulse über die afferenten Neuronen auf direktem Weg zu unserem zentralen Nervensystem geleitet, wo der Schmerz dann in Erscheinung treten kann.
Was sind Neuronen?
Afferente Neuronen sind die Neuronen, von denen verschiedene Informationen über die Sinnesorgane empfangen und deren Informationen an unser zentrales Nervensystem weitergeleitet werden, lassen sich als afferente Neuronen beschreiben. Dazu zählen zum Beispiel die dickeren A-Deltafasern, welche besonders schnell Informationen weiterleiten und die dünneren C-Fasern, die für eine langsamere Reizweiterleitung der Impulse bekannt sind.
Sind Schmerzen immer gleich?
Nein, denn es gibt unterschiedliche Schmerzarten. Diese werden auch als Schmerzqualität bezeichnet, denn die verschiedenen Nervenfasern, welche die Schmerzreize weitertransportieren bestimmen die Qualität. So kann es sein, dass ein akut empfundener Schmerz in Form von Stechen durch einen Transport über eine ausgeprägte A-Delta-Nervenfaser entsteht, während ein sehr tief sitzender, drückender, dumpfer Schmerz eher über eine Ermittlung der C-Fasern entsteht. Insofern der Schmerzreiz über die A-Delta-Fasern geleitet wird, entstehen meist affektive Reaktionen wie ein Beugereflex, der Fluchtreflex oder ähnliches.
Wie stark können Schmerzen sein?
Schmerzen können unterschiedlich stark sein! Sie lassen sich obendrein nicht einheitlich messen, sondern sind individuell veranlagt. Manche Personen sind sehr empfindsam, andere Menschen hingegen eher widerstandsfähig, einige Leute können Schmerzen sehr gut aushalten und ein paar andere Zielgruppen dagegen nicht.
Die Schmerzgrenze wird hierzu stets auf eine Skala mit zehn Stufen verteilt und zeigt sich wie folgt:
0 Stufe = absolute Schmerzfreiheit
1 Stufe = leichter Schmerz, kaum spürbar
2 Stufe = Schmerz ist etwas stärker, schwach spürbar
3 Stufe = Schmerzen sind spürbar, aber unterschwellig und erträglich
4 Stufe = Schmerzreiz nimmt zu, ist aber gut auszuhalten
5 Stufe = Schmerz steigt an, lässt sich noch aushalten
6 Stufe = Schmerz wird stark wahrgenommen, ist aber noch auszuhalten
7 Stufe = Schmerzreiz ist sehr ausgeprägt, lässt sich nicht mehr ignorieren, aber einigermaßen aushalten
8 Stufe = Schmerzen werden stärker, sind mit Konzentration auf den Schmerzreiz gerade zu ertragen
9 Stufe = Sehr starker Schmerz, bereitet Unbehagen, lässt sich nicht lange aushalten
10 Stufe = Schmerzreiz ist zu stark und nicht mehr erträglich, Verkrampfungen durch den Schmerz setzen ein
Dein Kunde darf bei einer Massage nie übermäßige Schmerzen empfinden! Erkundige Dich deswegen immer wieder während der Anwendung nach seinem Schmerzempfinden. Berücksichtige hier auch die individuelle Schmerzgrenze, denn manche Personen sind sensibler als andere und das solltest Du beachten! Wenn also jemand bereits bei einer 5-6 sagt, er sei an seinem Schmerzlimit, versuche nicht, darüber hinauszugehen!
Dürfen Massagen bei Schmerzen stattfinden?
Das kommt auf die Ursache an. Wenn sich ein Schmerzreiz einstellt, weil Du unter Kontraindikationen wie Entzündungen, Infekten etc. leidest, darf selbstverständlich keine Massage erfolgen. Solltest Du hingegen unter einer leichten Verspannung oder Überbelastung leiden, die Schmerzen verursacht, ist die Massageanwendung vielleicht sogar wichtig, um für eine Linderung zu sorgen.
Ferner solltest Du eine Massage bei vorliegenden Schmerzen nicht mit Schmerzen nach der Massage verwechseln, denn jene könnten eine natürliche Reaktion des Körpers als Erstverschlimmerung sein. Die regeneriert sich für gewöhnlich nach einigen Tagen von alleine wieder. Halten diese Schmerzen allerdings länger an oder verschlimmern sich kontinuierlich, wäre es vielleicht ein Zeichen für zu intensive Grifftechniken.
Allgemein gilt: Kläre ernsthafte Erkrankungen oder Dysbalancen immer erst mit dem behandelnden Arzt ab, ehe Du Dich einer Wellnessmassage widmest. Ferner solltest Du auch mit dem anwendenden Experten Rücksprache halten und ihm genau schildern, welche Probleme Du hast. Nur so lässt sich genau abwägen, ob die Massage stattfinden darf und in welcher Form sie durchgeführt werden sollte.
Helfen Massagen bei Schmerzen?
Ja, eine sanfte Massage kann durchaus sinnvoll sein, um Schmerzen zu lindern. Selbstverständlich können Massagen die Schmerzen nicht vollständig aufheben, weil sie keine medizinisch-verordnete Therapie sind. Allerdings gelingt bei Wellnesspraktiken durchaus eine Reduktion der Schmerzen oder eben die Verbesserung des Allgemeinzustands, sodass sogar die Ursachen verbessert werden, was langfristig betrachtet zu einer Verringerung der Schmerzen führt.
Was muss ich bei Massagen beachten, wenn Schmerzen vorliegen?
Wer eine Massage trotz Schmerzen wahrnehmen möchte, sollte vorsichtig sein! Hier kann nur eine Besserung erfolgen, wenn viele unterschiedliche Kriterien berücksichtigt werden, darunter:
- Abklärung der Ursache
Erst, wenn sicher ist, dass es sich nicht um chronische Schmerzen oder Schmerzen durch ernsthafte Erkrankungen handelt, darf die Massage stattfinden.
- Sanfte Grifftechniken
Bei einer Massage, die für Personen mit vorliegenden Schmerzen gedacht ist, muss immer sehr behutsam und sanft massiert werden. Andernfalls droht eine Verschlimmerung.
- Kommunikation ist alles
Sprich am besten direkt mit dem anwendenden Profi über die Schmerzen. Je genauer ihm die Intensität und der Ort des Schmerzes erläutert wird, desto besser kann er darauf eingehen. Auch während der Massage solltest Du Rückmeldung geben, sobald Du etwas unangenehm empfindest oder die Schmerzen stärker werden.
- Keine ausgedehnten Massagen
Bei Schmerzen sollte die Massagedauer nicht allzu lang gewählt werden. Etwa 15-30 Minuten sind hier vollkommen ausreichend, um den Organismus nicht zu sehr zu strapazieren.
- Um den Schmerz herum massieren
Wenn Schmerzen vorliegen, empfiehlt es sich, nicht direkt auf den schmerzenden Regionen zu arbeiten, sondern sanft um den Schmerz herum zu massieren. Erst, wenn sich die Problematik bessert, kann der direkte Ursprungsort mit in die Technik einbezogen werden.
Sind Schmerzmittel wirklich hilfreich gegen Schmerzen?
Ja und Nein. Natürlich hemmen sie die Schmerzrezeptoren und sorgen so dafür, dass wir den Schmerz gar nicht mehr oder weniger intensiv wahrnehmen. Sicherlich sollte jedoch erwähnt werden, dass sich Schmerzen durch Medikationen zum Beispiel nur hemmen lassen, aber keinerlei Heil-Effekt entsteht. Ein Schmerz verschwindet immer nur dann, wenn auch die Indikation dafür aufgehoben wurde. Genau an diesem Punkt setzt die Klassische Ganzkörpermassage an, denn sie konzentriert sich vordergründlich auf die Verbesserung des gesamten Wohlbefindens (psychisch sowie physisch), sodass der Kunde in seiner Vitalität, seiner Abwehr, seiner Mobilität sowie der mentalen Verfassung gestärkt wird.
Wie wirken Massagen bei Schmerzen?
Massagen wirken bei Schmerzen auf verschiedenen Ebenen. So begünstigen sie…
- Eine Entspannung der Muskulatur
- Die Entkrampfung von verhärteten Muskelbereichen
- Eine verbesserte Durchblutung
- Die gesteigerte Stoffwechselaktivität
Darüber hinaus stimulieren Klassische Ganzkörpermassagen die Selbstheilungskräfte, sodass insgesamt eine Kettenreaktion hervorgerufen wird, die sich positiv auf die Gesundheit der Person auswirken kann und damit die Schmerzproblematik erfolgreich sowie nachhaltig bekämpft.
Welche Massage ist gut bei Schmerzen?
Bei Schmerzen solltest Du keine außergewöhnlichen Techniken versuchen! Orientiere Dich an einfachen Konzepten. Die klassische Ganzkörpermassage wäre zum Beispiel sinnvoll. Sie basiert auf verschiedenen Grifftechniken, die sich sanft und gemäß den Bedürfnissen der Kunden variieren lassen. So kannst Du für eine Linderung bei Schmerzen sorgen, ohne den Organismus unnötig zu belasten.
Weniger effektiv wäre hingegen eine kraftvolle Massageanwendung wie Sportmassagen, bei denen der Bewegungsapparat stark beansprucht wird. Darüber hinaus kommt es auf die richtigen Grifftechniken an. Bei Schmerzen sind beispielsweise Streichungen oder sanfte Druckpunktstimulationen besser geeignet als Klopftechniken, Walken oder Kneten.
Selbstmassage oder professionelle Anwendung – was ist sinnvoll bei Schmerzen?
Selbstmassagen sind grundsätzlich sehr vorteilhaft, um dem eigenen Bewegungsapparat einen Wohlfühleffekt zu bescheren. Doch im Zusammenhang mit Schmerzen solltest Du davon Abstand nehmen, die Massage selbst auszuführen. Hier wäre die Durchführung einer professionellen Massage bei einem fachkundigen Experten besser. Zwar kostet jene Geld und setzt einen festen Termin voraus, doch insgesamt kann ein gelernter Profi wesentlich besser auf das Problem Schmerzen eingehen und kennt die Anatomie genau, um so eventuellen Wechselwirkungen sowie Verschlimmerungen entgegenzuwirken.
Massieren lernen
Bevor eine Massage bei Schmerzen durchgeführt wird, sollte eine passende Ausbildung belegt worden sein. Hier geht es darum, nicht nur die Grifftechniken zu erlernen, sondern darüber hinaus auch die anatomischen Voraussetzungen des Körpers und die Schmerzreaktionen des Organismus zu verinnerlichen. Dies gelingt in der heutigen Zeit ganz unkompliziert über einen Online-Kurs. Hier erlernst Du alle wichtigen Grundkenntnisse, um bei Schmerzen mit sanften Grifftechniken eine Linderung zu bewirken, aber auch zu wissen, wann von einer Massage bei Schmerzen Abstand genommen werden muss.
Insgesamt sollte das Thema Massage bei Schmerzen sehr vorsichtig betrachtet werden. Zwar könnten gezielt angewandte Konzepte durchaus für eine Besserung der Problematik sorgen und die Selbstheilungskräfte aktivieren. Generell empfiehlt es sich hier jedoch, zunächst Rücksprache mit einem Arzt zu halten und nicht ohne entsprechende Fachkompetenzen an die Massage heranzutreten. Erst dann ebnet sie den Weg, um das ganzheitliche Wohlbefinden wiederherzustellen.