Berechtigtes Risiko oder übertriebene Panik: Ist eine Wirbelsäulenmassage gefährlich?
Massagen sind seit Generationen für ihre ganzheitlichen Effekte auf das Wohlbefinden bekannt. Nicht umsonst werden sie als medizinische Verordnung oder Wellnessanwendung genutzt, um körperliche oder seelische Dysbalancen auszugleichen. Ein Hinweis erscheint hierbei immer wieder, der Verzicht auf eine direkte Massage der Wirbelsäule. Doch, ist die Wirbelsäulenmassage gefährlich oder handelt es sich dabei vielleicht nur um eine übertriebene Vorsicht?
Menschliche Wirbelsäule – empfindsames Geflecht mit wichtiger Funktion
Die Wirbelsäule wird oft als Mitte des Körpers bezeichnet. Sie vereint Brustkorb, Arme, Beine, Kopf, Schultern und Becken als Skelett miteinander und sorgt für die aufrechte Haltung des Menschen. Dafür besteht sie aus einer zusammengehörigen Kette vieler Knochen und ist mobil. Genau jene Beweglichkeit verdankt sie wiederum den Bändern und Bandscheiben. Die Aufteilung erfolgt in 33 einzelne Wirbel (5 Wirbel als Kreuzbein, 4 Wirbel als Steißbein, 5 Lenden-, 12 Brust- und 7 Halswirbel). Die natürliche Form der Wirbelsäule ist die sogenannte S-Krümmung, wodurch das empfindsame Geflecht seine Belastbarkeit erhält, das Gleichgewicht bewahrt, einen Schutz der Wirbelkörper vor Brüchen besitzt und Erschütterungen abfangen kann.
Alle Bestandteile verfolgen andere Funktionen. So hat das Rückgrat die Aufgabe, die Beweglichkeit unseres Körpers in sämtliche Richtungen zu unterstützen und die Lasten der Arme, des Rumpfes sowie des Kopfes zu tragen. Weiterhin schützen die Wirbelsäulenknochen unser Rückenmark.
Volkskrankheit Rückenschmerz – wenn die Wirbelsäule streikt
Die Wirbelsäule ist zwar flexibel und hält verschiedenen Belastungen stand, doch je mehr sie beansprucht wird, umso stärker und schneller setzt der Verschleiß ein. Eine gesunde Wirbelsäule erweist sich also als Fundament der Beweglichkeit und einer selbstbestimmten Alltagsgestaltung.
Dennoch wird fast jeder in seinem Leben irgendwann von der „Volkskrankheit“ Rückenschmerz heimgesucht. Insbesondere Bandscheibenschäden sind häufig eine Reaktion des ungesunden Lebenswandels, mangelnder Bewegung oder erblich-bedingte Vorbelastung.
Im Allgemeinen empfiehlt es sich natürlich, bereits vorbeugend aktiv zu werden und den Rücken durch Fitness und eine gesunde Lebensart in seiner Widerstandskraft zu fördern. Der hektische Alltag, dauerhafte Belastungen und Fehlhaltungen ermöglichen jedoch oftmals nicht, dass der Rückenbereich in Mitleidenschaft gezogen wird, was Bandscheibenschäden zur Folge haben kann.
Tritt die Erkrankung auf, geht es darum, möglichst schnell nach einer erfolgreichen Behandlungsstrategie zu suchen, um ernsthafte Folgeschäden und Operationen zu vermeiden. Neben der Medikamentenverordnung verschreiben viele Ärzte auch wohltuende Wirbelsäulenmassagen. Die sind allerdings nicht unbedenklich.
Wirbelsäulenmassage – sinnvolle Anwendung oder gefährliches Risiko?
Eine Wirbelsäulenmassage oder generell Massagen für den Rücken sind sehr beliebt, um Muskelprobleme, Rückenschmerzen oder Bewegungseinschränkungen aufzuheben. Vor allem bei Bandscheibenschäden versprechen sich Patient und Mediziner eine rasche Besserung der Problematik durch die sanften Grifftechniken. Was zunächst vorteilhaft klingt, wird jedoch viel diskutiert. Immer wieder wird davor gewarnt, die Grifftechniken direkt auf der Wirbelsäule auszuüben. Schließlich könnten so keine positiven Veränderungen, sondern eher negative Begleiterscheinungen auftreten.
Insbesondere dann, wenn es sich um einen Bandscheibenvorfall handelt, denn hier würden die Grifftechniken die Problematik deutlich verschlechtern. Dabei ist der Schmerz nicht auf ein Muskelproblem zurückzuführen (zum Beispiel durch eine fehlerhafte Haltung). Im Gegenteil, Bandscheibenvorfälle ziehen strukturelle Veränderungen nach sich und beruhen auf Entzündungen innerhalb der Nerven. Diese Nerven sind äußerst empfindsam gegenüber Schmerzen oder Außenreizen.
Wirkt der Experte dann durch die Grifftechniken auf den entzündeten Nerv ein, verschlimmert er den Reiz, der auf der Nervenwurzel liegt und es kommt zu einer allgemeinen Verschlechterung des Gesundheitszustands.
Ähnlich verhält es sich bei anderen Entzündungsprozessen im Rücken, denn auch sie sollten unter keinen Umständen mit einer Wirbelsäulenmassage behandelt werden.
Wirbelsäule massieren – diese Symptome können auftreten
Eine Massage der Wirbelsäule kann eine Negativspirale nach sich ziehen. Gerade bei unsachgemäßer Ausübung oder ernsthaften Vorerkrankungen. Die Folgen nehmen daraufhin die jedem Betroffenen ein unterschiedliches Ausmaß an. Sie orientieren sich an dem Allgemeinzustand des Einzelnen sowie der bereits vorhandenen Schädigung der Wirbelsäule. Einige der Beschwerden wären dann:
- ein verstärkter Schmerzreiz im Wirbelsäulenbereich
- plötzlich auftretende massive Bewegungseinschränkungen
- eine Verschlechterung der Mobilitätsprobleme und Schmerzreize
- starkes Brennen oder Stechen
- dadurch ausstrahlend Übelkeit, Krämpfe und Muskelverhärtungen
Demzufolge darf die Wirbelsäulenmassage bei Rückenproblemen nicht bedenkenlos zum Einsatz kommen und bei Bandscheibenschäden niemals direkt auf die Wirbel einwirken.
Zwar empfiehlt es sich, das Thema nicht von Beginn an ablehnend zu betrachten, jedoch sollte eine entsprechende Technik niemals absolviert werden, ohne sich mit den Grundvoraussetzungen für eine risikoarme Wirbelsäulenmassage zu beschäftigen.
Voraussetzungen für die Wirbelsäulenmassage – auf schonende Art zum Wohlgefühl
Wenn sich eine Person trotz geteilter Meinung zur Wirbelsäulenmassage entschieden hat, müssen einige Richtlinien bedacht werden. So gilt es, die Massagen lediglich von einem erfahrenen Experten absolvieren zu lassen. Dieser weiß genau, wie sich die Wirbelsäule anatomisch zusammensetzt und welche Partien massiert werden dürfen beziehungsweise wo die Massage ausbleiben sollte.
Eine Selbstanwendung ist in diesem Zusammenhang strikt untersagt. Im Allgemeinen wäre es ratsam, als unerfahrener Laie von Massagen auf der Wirbelsäule abzusehen und sich auf die umliegende Muskulatur zu beschränken.
Ähnlich verhält es sich bei Wellnessanwendungen, denn auch sie sind in den meisten Fällen nicht für die Behandlung an der Wirbelsäule geeignet. Nicht so eine medizinisch-verordnete Physiotherapie. Sie unterliegt anderen Grundsätzen, zum Beispiel der vorherigen Untersuchung durch einen Arzt und einer Diagnose sowie der bewussten Verschreibung dieser therapeutischen Maßnahme. Das heißt, der Arzt ist mit einer Massage der Wirbelsäule einverstanden und gibt seine Zustimmung.
Physiotherapeuten haben obendrein eine umfassende Ausbildung in den unterschiedlichsten Massagetechniken und kennen sich ebenfalls mit den Kontraindikationen aus. Das minimiert das Risiko von negativen Begleiterscheinungen einer Wirbelsäulenmassage um ein Vielfaches.
Im Zuge dessen sollte sich die Anwendung auf die Muskulatur um den erkrankten Bereich beschränken und die entzündeten Partien aussparen. Dadurch wird kein zu hoher Druck auf die Bandscheiben ausgeübt und die Reizung kann sich nicht verschlimmern. Stattdessen werden Verspannungen der Muskulatur im Umfeld sanft gelockert und in ihrer Regeneration unterstützt, um dem Bandscheibenvorfall insgesamt durch einen gefestigten, mobilen und entspannten Bewegungsapparat entgegenzuwirken.
Außerdem bietet es sich an, die Massagen niemals in der akuten Phase zu absolvieren. Besser wäre es, zunächst auf konservative Therapieansätze wie Medikationen zu setzen und erst mit einer Massage zu beginnen, wenn sich die Problematik bereits auf dem Weg der Besserung befindet.
Insbesondere zur Prävention lassen sich Wirbelsäulenmassagen gut nutzen, um dem Bewegungsapparat Halt zu bieten und die Bandscheiben zu entlasten. Nicht zuletzt kommt es auf das Vertrauen zwischen Anwender und Betroffenen an. Transparenz, regelmäßige Gespräche darüber, ob die Massage angenehm oder zu intensiv/zu schwach war sowie Ehrlichkeit sind Grundpfeiler der schonenden Wirbelsäulenmassage.
Darauf aufbauend empfehlen sich langsame Wechsel von Physiotherapie zu Wellnessmassagen. Sobald sich die Symptome lindern und die Gesamtproblematik abschwächt, geht es darum, schrittweise zurück in den normalen Alltag zu gelangen. Wichtig wäre hier, einen langsamen Übergang zu anderen Behandlungsstrategien zu vollziehen. So könnte die Physiotherapie zum Beispiel aufhören, der Betroffene allerdings mit sanften Wellnessmassagen weiterhin für die Gesundheit seines Bewegungsapparats sorgen.
Ebenso sollte schon während der Massage der Wirbelsäule an ein ganzheitliches Therapiekonzept gedacht werden, das ebenfalls eine Ernährungsumstellung, vorsichtige Bewegungsübungen und eine Verbesserung der Körperhaltung berücksichtigt.
Die eigentliche Technik folgt dann auch einem festen Leitgedanken.
Wirbelsäulenmassage richtig anwenden – so gelingt die schonende Praktik
Findet die Massage der Wirbelsäule statt, ist die richtige Vorgehensweise von großer Bedeutung. Demnach wäre es ratsam:
1. Behutsam zu massieren
Der Experte darf nur ganz sanft und vorsichtig auf der empfindsamen Wirbelsäule massieren. Dadurch vermeidet er einen zu intensiven Druck auf den Bereich und verringert die Belastung.
2. Kurze Massageeinheiten
Die Massage der Wirbelsäule sollte nicht wie eine Ganzkörperpraktik oder eine Teilkörperanwendung für mehrere Minuten absolviert werden. Besser wäre es hingegen, eine klassische Massage wie die Schwedenmassage zu wählen und die Grifftechniken auf der Wirbelsäule lediglich für wenige Minuten in den Verlauf der Anwendung einzubauen. Dadurch vermeidet der Anwender eine zu hohe Beanspruchung der Wirbelsäule und unterstützt obendrein den gesamten Bewegungsapparat seiner Mobilität sowie Entspannung.
3. Keine Zug- und Dehntechniken
Eine Wirbelsäulenmassage darf nicht mit massiven Streckungen, Zugbelastungen oder anderen tiefgehenden Bewegungen einhergehen. Es empfehlen sich lediglich sanfte Streichungen oder Kreisungen, die den Nervenbahnen und Wirbeln keinen Schaden zufügen können.
4. Je schmerzhafter umso sanfter
Wenn die Wirbelsäule ohnehin von Schmerzen geplagt wird, darf die Massage jene nicht auch noch schüren. Darum sollte sich der Experte an dem Schmerzreiz des Betroffenen orientieren. Handelt es sich um heftige Schmerzreaktionen, muss die Massage jenen Bereich aussparen oder lediglich ganz behutsam massieren. Mit abnehmendem Schmerzgefühl ließe sich die Technik dann im Druck verstärken.
5. Fließende Bewegungen statt abrupter Übergänge
Ohnehin sollte jede Massage mit rhythmischen Grifftechniken beginnen, denn diese vermitteln den Kunden ein angenehmes Gefühl. Gerade verbunden mit der Wirbelsäule ist der fließende Wechsel zwischen zwei Grifftechniken allerdings unerlässlich, um keine negativen Effekte hervorzurufen. Ein plötzlicher Stopp der Bewegungen, ruckartige Veränderungen oder ähnliches sind hingegen streng untersagt.
Unabhängig von den Vorkehrungen von einer Wirbelsäulenmassage gibt es auch viele andere Möglichkeiten, den gesunden Rücken zu unterstützen.
Wirbelsäule kräftigen – Tipps als Alternative zur Massage
Als Alternative zur Wirbelsäulenmassage gibt es noch zahlreiche andere Möglichkeiten, Rückenprobleme nachhaltig zu verringern. Das Stichwort ist Prävention, denn je mehr die Wirbelsäule im Voraus gekräftigt und entlastet wird, desto geringer die Wahrscheinlichkeit für Rückenschmerzen. Besonders wichtig wäre hierbei regelmäßige Bewegung. Langes Sitzen und ungesunde Körperhaltungen sind schädigend für die Wirbelsäule, wohingegen eine gesunde Position und ausreichend Sport zur Vitalität des Rückens beitragen können. Spazieren gehen, Schwimmen, Nordic Walking sind nur einige sportliche Aktivitäten, die der Wirbelsäule helfen, ihre Kraft und Beweglichkeit zu bewahren. Weitere Optionen zur Bekämpfung von Wirbelsäulenproblemen sind daraufhin:
- eine gesunde, vitaminreiche Ernährung
- der Stressabbau
- ausreichend Schlaf in einer gesunden Haltung
- die Vermeidung von überstrapazierenden Sportaktivitäten, welche die Wirbelsäule belasten
- ein gesundes Schuhwerk
- das Vermeiden von schwerem Heben oder Tragen
- Yoga oder andere Entspannungsübungen für mehr Balance
- die Vermeidung von Übergewicht
Bewegung und eine gesunde Ernährung lassen sich unkompliziert in den Alltag einbauen, haben allerdings einen großen Einfluss auf die gesunde Wirbelsäule. Weiterhin wäre es denkbar, an speziellen Programmen wie einer Rückenschule oder einem Rückentraining teilzunehmen, wodurch sich hilfreiche Fitnessübungen erlernen lassen, die den Bewegungsapparat kräftigen und schützen.
Auch das Faszientraining wäre sinnvoll für die gesunde Wirbelsäule, woraufhin sich die Volkskrankheit unter Umständen gar nicht erst einstellt oder nur in einem abgeschwächten Verlauf.
Insofern es doch zu einer Wirbelsäulenmassage kommen sollte, empfiehlt es sich, auf eine Praktik zu setzen, die ausschließlich für die Anwendung am empfindsamen Rücken entwickelt wurde. Die Rede ist von der traditionellen Breuß Massage.
Breuß-Massage – Wirbelsäulentechnik mit Tradition
Eine Ausnahme bei der Wirbelsäulenmassage bildet die Breuß Massage. Sie ist eine Wellnessanwendung, die gezielt für den Wirbelsäulenbereich entwickelt wurde. Die sanfte Methode nach Heilpraktiker Rudolf Breuß beinhaltet Energiearbeit und manuelle Techniken, die den Körper von Verkrampfungen und Blockaden befreien sowie die Muskulatur lockern sollen.
Außerdem finden innerhalb der Breuß Massage verschiedene Dehnungen und Streckungen der Wirbelsäule statt, damit sich die bis dato unterversorgten Bandscheiben langsam regenerieren.
Breuß Massagen haben sensible Bewegungsabläufe und werden stets unter Nutzung von Johanniskrautöl und Seidenpapier entlang der Wirbelsäule eingesetzt. Sie eignen sich zur Bekämpfung von zahlreichen physischen und psychischen Dysbalancen. Häufig fällt hier auch die Bezeichnung Bandscheibenmassage.
Noch tiefenwirksamer erweist sich die Massage, wenn sie mit der Dorn-Therapie, eine Methode zur Aufhebung von Wirbel- und Gelenkfehlstellungen, kombiniert wird. Letztere sollte direkt vor einer Breuß Massage angewandt werden, damit sie die Entspannung und der Wohlfühleffekt verstärken.
Selbstverständlich setzt die Breuß Massage eine fundierte Ausführung des Anwenders voraus, weswegen sie auf keinen Fall als Selbstmassage oder von Laien durchgeführt werden darf. Stattdessen empfiehlt es sich, zunächst einen Lehrgang zu besuchen, der den Einzelnen mit allen Besonderheiten, Risiken und Effekten einer Breuß Massage oder der Dorn-Breuß-Therapie vertraut macht.
Ziel ist es, eine qualitative, hochwertige und risikofreie Wirbelsäulenmassage auszuüben. Die WHI Fernkurse bieten diesbezüglich einen abwechslungsreichen Kurs, der theoretisch und praktische Inhalte rund um die Breuß Massage zusammenfügt, um den Teilnehmern ein breit gefächertes Fachwissen zu liefern.
Fazit
Im Allgemeinen sollte eine Massage stets ohne die direkte Behandlung der Wirbelsäule auskommen. Auch die intensiven Grifftechniken rund um den empfindsamen Wirbelbereich gilt es mit äußerster Vorsicht und ausschließlich von einer Fachkraft durchführen zu lassen. Andernfalls könnte es zu ernsthaften Schmerzen, einer Verschlimmerung der Problematik und weiteren negativen Begleiterscheinungen kommen.
Speziell bei Bandscheibenschäden muss eine Massage der Wirbel ausbleiben. Lediglich die Breuß Massage stellt eine Ausnahme dar und bezieht sich auf die energetische Anregung der Wirbelsäule. Mit den richtigen Bewegungsabläufen könnte hier für ein verbessertes Wohlgefühl und mehr Vitalität des Rückens gesorgt werden.
Bei allen anderen Massagen empfiehlt es sich, eher auf Alternativen wie Bewegung und Ernährung zu setzen oder die Grifftechniken als Vorbeugung zu nutzen. Der Verzicht auf die Wirbelsäulenmassage ist daher keine übertriebene Panik, sondern ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein gegenüber des gesunden Bewegungsapparats.